P.I.S.A. - Integriertes Projekt zur Förderung der Ernährungssicherheit

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Proyecto Integral del fomento de la Seguridad Alimentaria en San Rafael del Sur, Nicaragua (Integriertes Projekt zur Förderung der Ernährungssicherheit in der Region San Rafael del Sur, Nicaragua, PISA), ein Projekt, in dem jede Menge an Bildungsmaßnahmen, an Fortbildung, an Aufklärung und Information zum Thema Ernährungssicherheit steckte. Aber das allein macht noch nicht satt. Daher wurden diese Maßnahmen ergänzt durch die weitere Förderung des landwirtschaftlichen Sektors und den Ausbau der Infrastruktur gesundheitsrelevanter Basisdienstleistungen.

 

Rückblende

Angesichts der Tatsache, dass ca. 40 Prozent der nicaraguanischen Bevölkerung, auch in San Rafael del Sur, unter Symptomen der Unter- und Mangelernährung litten, hatte der Städtepartnerschaftsverein Ende 2004 auf Anregung von Dr. Martín Almendares, damaliger Direktor des Gesundheitszentrums in San Rafael del Sur, ein umfangreiches integriertes Projekt zur Ernährungssicherheit formuliert und bei der EU in Brüssel einen entsprechenden Antrag auf Fördermittel gestellt.

 

Im Oktober 2005 kam der positive Bescheid: Die EU förderte unser Projekt über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Von den mehr als 1.200 Anträgen auf Förderung aus allen europäischen Ländern, inklusive der zehn neuen Beitrittsländer, wurden knapp 240 Anträge positiv beschieden, darunter eben auch der unsrige. Gleichzeitig waren wir die einzige deutsche Nichtregierungsorganisation, der ein Projektantrag für Nicaragua bewilligt wurde. Darauf waren und sind wir durchaus stolz, da dies neben der offensichtlichen Notwendigkeit auch die Qualität unserer Arbeit bestätigte.

 

Das Projekt

Das Projekt lief über einen Zeitraum von 30 Monaten und wurde von März 2006 bis August 2008 durchgeführt. Der vollständige Titel lautet "Förderung der Ernährungssicherheit in der Region San Rafael del Sur unter besonderer Berücksichtigung der Verbesserung der Ernährungssituation von Schwangeren, Müttern Neugeborener und Kindern unter 5 Jahren".

 

Es diente generell der Bekämpfung der (ländlichen) Armut durch nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung, dem ersten der acht Millenniumsziele. Aber es wurden auch explizit weitere Millenniumsziele aufgegriffen: Reduzierung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Gesundheit von Müttern, Reduzierung vermeidbarer Krankheiten. Hier Auszüge aus dem Antragstext:

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"Das Projekt richtet sich an drei besonders ernährungsgefährdete Zielgruppen mit konkreten Ernährungsdefiziten und begrenzten Selbsthilfemöglichkeiten: In extremer Armut lebende Familien von Kleinbauern, ländliche Haushalte ohne landwirtschaftliche Nutzfläche, in denen alleinerziehende Frauen überproportional häufig den Haushaltsvorstand stellen, und die besondere Risikogruppe der Schwangeren, der stillenden Mütter und Kleinkinder unter fünf Jahren."

 

Und weiter: "Da die Ursachen für Mangel- und Unterernährung multikausal sind, kann Ernährungssicherheit nur durch einen multisektoralen, integrierten Projektansatz gefördert werden. Das Projekt konzentriert sich dementsprechend auf Förderung der Ernährungssicherheit durch die quantitative und qualitative Verbesserung des regionalen Angebots an Nahrungsmitteln, flankiert von Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen zu Gesundheit und Ernährung sowie einer verbesserten Versorgung der Haushalte mit sanitärer Ausstattung und elementaren Basisdienstleistungen des Gesundheitssektors.

 

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wird mit verschiedenen Maßnahmen zur Produktionssteigerung und durch ernährungsphysiologisch wertvolle Diversifizierung der Produkte gefördert. Basierend auf Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten im ländlichen Sektor werden erfolgreiche Komponenten der landwirtschaftlichen Produktion, wie beispielweise der Anbau nichttraditioneller Produkte auf Nachfrage der Bevölkerung aufgegriffen und erweitert und mit Aufklärung und Beratung zu gesunder Ernährung vernetzt.

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In öffentlichen Kampagnen wird die Bevölkerung über gesundheits- und ernährungsrelevante Fragen aufgeklärt und nachhaltig für das Thema sensibilisiert, um ernährungsrelevante Verhaltensänderungen zu erzielen. Durch die Einbindung lokaler Akteure und Institutionen wie dem Gesundheitszentrum, den Schulen, dem Menschenrechtszentrum, Gesundheitspromotor_innen etc. wird der Zugang zu Beratung, insbesondere für Schwangere und stillende Mütter, verbessert und Synergie- und Multiplikatoreffekte genutzt.

 

Ergänzend werden die Versorgung der Haushalte mit sanitärer Ausstattung und der Ausbau der Basisdienstleistungen des Gesundheitssektors im Rahmen des Projektes verbessert, was direkte Ernährungsrelevanz besitzt, da sie den allgemeinen Gesundheitszustand der Begünstigten positiv beeinflussen, eine angemessene Verwertung der Nahrungsmittel gewährleisten und das produktive Potential der Individuen erhöhen.

 

Alle Komponenten beinhalten eine umfassende Aus- und Fortbildung der Begünstigten zum jeweils spezifischen Thema, eine mehrfache Beteiligung der Begünstigten an den verschiedenen Maßnahmen ist klar intendiert, um eine nachhaltige Verbesserung der Ernährungssituation zu erreichen".

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Um es konkret zu machen: Die landwirtschaftliche Komponente griff Maßnahmen auf, die auch bei früheren Projekten der Integrierten Armutsbekämpfung erfolgreich durchgeführt wurden. Insgesamt 1000 Kleinbauern wurden mittels eines revolvierenden Fonds mit Saatgut der Grundnahrungsmittel Mais, Bohnen und Sorghum (Hirse) versorgt. Alle Begünstigten erhielten auch Obstbaumsetzlinge, 400 von ihnen zusätzlich Gemüsesamen für eine Diversifizierung ihrer Produktion, weitere 100 schließlich Bananenkulturen. Darüber hinaus erhielten 200 Familien ohne eigenes Ackerland Gemüsesamen und Obstbaumsetzlinge zur Anlage von Gemüsegärten. Hier wurden wie in der Vergangenheit allein erziehende Frauen bevorzugt. Alle Teilnehmerinnen wurden in diversen Workshops fortgebildet.

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Kernstück des Projekts aber war die "Erhöhung des ernährungsrelevanten Kenntnisstandes" der Bevölkerung. In zahlreichen Kampagnen wurden gesundheits- und ernährungsrelevante Themen vermittelt, um Wissensgrundlagen auf- und falsche Verhaltensweisen abzubauen. Am Anfang stand hier die thematische Fortbildung potenzieller Multiplikator_innen: Das Personal der Gesundheitszentren, die Laienhebammen der Region, Vertreter_innen der Schulen, des Menschenrechtszentrums, kirchlicher Organisationen und der Kommunalverwaltung. Die dann folgenden Gesundheitskampagnen richteten sich an die breite Bevölkerung: Kampagnen zur Umwelthygiene, zur Vermeidung von Diarrhöe und Malaria, zur Schwangerschafts- und Geburtenberatung, zur Stillförderung. Familienplanungs- und Aufklärungsmaßnahmen wurden fester Bestandteil aller denkbaren Institutionen bis hin zum jährlich stattfindenden Bauernmarkt. Aktionstage an den Schulen ergänzten die theoretische Wissensvermittlung mit der konkreten Anlage weiterer Schulgärten, in denen auch Heilkräuter integriert wurden.

Hinter all diesen Maßnahmen stand die simple Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, sich den Magen mit Reis und Bohnen zu füllen, um ein hinreichend gesundes Leben zu führen. Obst und Gemüse liefern notwendige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Die Beachtung von Hygiene im Haushalt und der Umwelt reduziert das Auftreten vermeidbarer Krankheiten wie Diarrhöe oder Malaria, die den Körper zusätzlich zur Unterernährung schwächen und den Schulkindern ihre Konzentrationsfähigkeit rauben.

 

Familienplanung soll eine zu schnelle Geburtenfolge und die Schwangerschaften zu junger Frauen verhindern. Geburten unter professioneller Aufsicht mindern das Risiko von Komplikationen für Mutter und Kind. Durch Aufnahme all dieser Themen in den Schulunterricht wurde die Grundlage dafür gelegt, dass diese Zusammenhänge nun zum Allgemeinwissen gehören und in der Folge Unter- und Mangelernährung sukzessive verschwinden.

 

Eine dritte Schwerpunktkomponente des Projekts zielte auf die Verbesserung der Infrastruktur gesundheitsrelevanter Basisdienstleistungen. Die beiden Gesundheitszentren in San Rafael und Masachapa erhielten Motorräder, um bei Bedarf schnell auch die abgelegenen Dörfer erreichen zu können. Die regelmäßig nicht ausreichenden Bestände an Impfstoffen wurden ergänzt, damit jährlich eine Grundimmunisierung aller Kleinkinder gegen Polio, Diphtherie, Keuchhusten, Masern und TBC erfolgt. Beide Zentren wurden mit modernen Datenverarbeitungssystemen zur Erstellung aussagekräftiger Statistiken ausgestattet. Last but not least wurden 600 Haushalten der ländlichen Region die fehlenden Latrinen gestellt.

 

"Hunger und Unterernährung als Lebensalltag" hieß eine Überschrift im Atabal Nr. 55 Herbst 2004. Wer will, der kann noch einmal jenen alarmierenden Artikel nachlesen und sich die Konsequenzen für die Menschen, aber auch die Entwicklung des Landes in Erinnerung rufen.

Wir sind dankbar, dass wir für 30 Monate mit Unterstützung der Europäischen Union Gelegenheit hatten, energisch dagegen anzugehen.

 

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Projektname
P.I.S.A. - Integriertes Projekt zur Förderung der Ernährungssicherheit

 

Laufzeit
2006 - 2008

 

Projektkosten
533.500 €

 

Finanzierung
Fördermittel: 418.500 € (EU)
Spendenbedarf: 115.000 €