SANASUR - Theorie und Praxis für eine saubere Umwelt

01. 09. 2011

Jede_r, die bzw. der schon einmal in Nicaragua war, kennt die extreme Verschmutzung der Umwelt mit allen möglichen Abfällen – von vom Winde verwehten Plastiktüten bis zu in der Landschaft „entsorgten“ Autoreifen. Diese Vermüllung hat drei wesentliche Gründe: Zum einen ein mangelndes Bewusstsein in der Bevölkerung, zum anderen das Fehlen von Ressourcen seitens der Municipios für ein geordnetes, effizientes Einsammeln, Lagern und schließlich eine unzureichende Infrastruktur für ein Recycling des Mülls. Das StäPa-CEDRU-Projekt SANASUR ( Saneamiento Ambiental a través de la implementación de un manejo adecuado de los desechos en San Rafael del Sur = Umweltsanierung durch die Einführung eines angemessenen Umgangs mit Abfällen in San Rafael del Sur) widmete sich daher seit dem 1. September 2011 diesen Aspekten. Im Rahmen dieses Projekts wurden zahlreiche Maßnahmen realisiert. 

 

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Lehrer_innen, verschiedene Akteure der Gemeinden und mehr als hundert Schüler_innen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren aus den sechs bevölkerungsreichsten Orten der Region (San Rafael del Sur, San Cayetano, Masachapa, San José km 54, Gutiérrez Norte und San Pablo) wurden in nach Altersstufen getrennten, professionell geleiteten Workshops zu Umwelt-Promotor_innen ausgebildet. Diese sechs größten Gemeinden repräsentieren 61% der Gesamtbevölkerung des Municipio.

 

In diesen Orten führten CEDRU und die StäPa außerdem ein geregeltes Abfallmanagement mit Mülltrennung ein. Dafür installierte man an den Schulen Müllbehälter, in denen der Abfall idealerweise nach vier Kategorien getrennt wird. Obwohl der Müll bislang noch nicht recycelt werden kann, wurde hierdurch bei den Schüler_innen die Basis für einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit Müll gelegt. Für die Abfuhr dieser Abfälle und die gewöhnliche Nutzung in den größeren Gemeinden wurde ein gebrauchtes Müllfahrzeug für rund 30.000 € angeschafft, das den eingesammelten Müll kompaktieren und somit die vierfache Menge dessen abtransportieren kann, was normale LKWs mit offener Ladefläche vermögen.

 

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Um Wertschätzung für sogenannten „Abfall“ zu erlernen, der häufig aus noch verwendbaren Materialien besteht, fertigten Schüler_innen an den beteiligten Schulen in entsprechenden Unterrichtseinheiten „Arte de la basura“ – „Kunst aus Müll“. Hier bastelten die Schüler_innen aus recycelbaren Stoffen wie Blechdosen oder Plastikflaschen Spielzeuge oder Gebrauchs- und sogar Schmuckgegenstände. Andere bauten Modelle ihrer Schule oder ihres Dorfes aus recycelten Materialien. Attraktiver Höhepunkt dieser Aktionstage waren Modeschauen und Wettbewerbe, in denen die weiblichen und männlichen Models phantasievolle Kleidung aus Abfallstoffen von Mülltüten bis zu CDs präsentierten. Außerdem wurde in verschiedenen Klassen eine „Stofftaschenaktion“ realisiert, bei denen die Schüler_innen geschenkte Stofftaschen persönlich gestalten konnten und die Vorteile gegenüber der Plastiktüte erörterten. Diese Aktion fand großen Anklang:

 

Mehrere der Schüler_innen berichteten bei einer Umfrage, dass sie jetzt öfter mit Stofftaschen einkaufen gingen und sogar versucht hätten, ihre Eltern davon zu überzeugen. Außerdem verteilten Öko-Aktivisten_innen und Schüler_innen Flyer an die Bevölkerung, die über einen nachhaltigen Umgang mit Müll im Sinne der drei „R“s „reducir, reciclar, reusar“ (verringern, recyceln, wiederverwenden) informieren. Im Rahmen dieser Maßnahme lernten die am Projekt beteiligten Schüler_innen an Aktionstagen und in Workshops auch, selbst einen Kompost anzulegen, um Humus für die schuleigenen Gärten herzustellen. In einem Wettbewerb wurden die zahlreichen Schulgärten evaluiert und prämiiert. Während der Projektlaufzeit wurde ein Videofilm zum Thema „Umweltprobleme in San Rafael del Sur“ produziert, der als Schulungsmaterial verwendet werden soll.

 

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Insbesondere an Flussläufen und weiteren Wassereinzugsgebieten pflanzten SchülerInnen zum Schutz vor Erosion und Verödung unter fachkundiger Anleitung ca. 15300 Setzlinge heimischer Baumarten aus. Dazu wurde das notwendige Werkzeug gekauft. An allen 46 Schulen der Region wurden durch Installation einer ausreichenden Zahl von Latrinen akzeptable hygienische Bedingungen und damit ein verbessertes Lernumfeld geschaffen. An fünf Schulen wurde zusätzlich die Trinkwasserversorgung instand gesetzt.

 

In 3 zweitägigen Workshops mit je 30 Teilnehmer_innen tauschten die am Projekt beteiligten Öko-Brigadist_innen ihre Erfahrungen aus. Diese Workshops, die auf der Demofinca CEDRUs stattfanden, wurden von Personal der Polizei, der Gesundheitszentren, des Club de Ambientalistas (Club der Umweltschützer_innen) und der Comités Ambientales Municipales (Munizipale Umweltkomitees) begleitet. Dafür wurde die Infrastruktur der Demofinca bei El Tamarindo u. a. durch den Bau zweier Duschen mit einem kleinen Wasserleitungssystem, 5 großen Zelten für Übernachtungen und die Anschaffung von Tischen und Stühlen deutlich verbessert, was auch zukünftigen Veranstaltungen dort zugute kommen wird. Die 120 Jugendlichen aus den Schulen bildeten zum Ende des Projekts einen „Cabildo“ (Rat) aus Kindern und Jugendlichen, der mit den munizipalen Umweltkommissionen und der Kreisverwaltung in einer öffentlichen Veranstaltung Umweltfragen diskutierte. Daran nahmen zahlreiche Vertreter_innen des öffentlichen Lebens, darunter auch Bürgermeister Noel Cerda und seine Stellvertreterin, Marina  Sánchez, teil. Momentan entwickeln die Schüler_innen aus diesen Erfahrungen einen Umwelt-Forderungskatalog.

 

Im Rahmen einer jährlich in Koordination mit den Gesundheitszentren durchgeführten Kampagne zur Reduzierung von Fällen vermeidbarer Krankheiten wie Malaria, Dengue, Leptispirosis wurde fester Abfall aus Haushalten und Umwelt entsorgt. Alle Haushalte der Region wurden gegen Ungezieferbefall desinfiziert. Von diesen Maßnahmen profitierte die Gesamtbevölkerung des Municipios von rund 42.000 Menschen. An Haushalte mit Kindern unter drei Jahren wurden mit Abwehrstoffen präparierte Moskitonetze vergeben. In diesen Familien leben insgesamt etwa 3850 Menschen. Die Kampagne wurde selbstverständlich mit umfangreichem Informationsmaterial begleitet.

 

Wilde Müllkippen des Municipios wurden mit Schildern versehen, die auf die Strafbarkeit des Abkippens von Abfällen in der Landschaft hinweisen. Das SANASUR-Projekt diente sowohl der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung als auch der praktischen Umsetzung konkreter Maßnahmen. Ergänzt wurde es durch das Projekt ECAPROMAS, das die Landbevölkerung einbezog, und durch das ASA-Süd-Nord-Programm 2012 zu Klimawandel und Umweltschutz. SANASUR endete im April 2013.

 

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Projektname
SANASUR - Theorie und Praxis für eine saubere Umwelt

 

Laufzeit
01.09.2011 - 04.2013

 

Projektkosten
240.000 €

 

Finanzierung
Fördermittel: 180.000 € (BMZ)
Spendenbedarf: 60.000 €

 

 

Bild zur Meldung: SANASUR - Theorie und Praxis für eine saubere Umwelt