Nachruf auf Franz

Wir trauern um unseren Mitarbeiter und Freund

Franz Thoma

* 18. August 1953 in Karlsruhe
† 17. April 2018 in Managua

Franz Thoma war mehr als drei Jahrzehnte lang unser Projektleiter in San Rafael del Sur, Nicaragua – und sehr viel mehr als das durch seinen Einsatz für internationale Solidarität und Völkerverständigung.

Er wird uns ein Vorbild bleiben.

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Mensch, Moteck,

jetzt hast Du es geschafft. Du bist nicht freiwillig gegangen, aber selbstbestimmt. So, wie Du auch Dein ganzes Leben gelebt hast. Du hast so viel Gutes bewegt und so viele Menschen werden Dir dafür ewig dankbar sein.

 

Du bist als einziger „Bub“ unter drei Schwestern aufgewachsen. Ihr alle habt Euch über die ganze Welt verstreut, aber Ihr habt Euch nie aus den Augen verloren. Brigitte in Norwegen, Christa in den USA und Inge in Karlsruhe. Gerade zu Deiner Schwester Inge hast Du eine ganz besondere Beziehung gehabt. Sie war Deinem Sohn Stefan die beste Tante, die er sich nur wünschen konnte und Dir wurde sie im Laufe der Jahre eine Vertraute, die bis zu Deinem Tod an Deiner Seite war. Ihnen allen wünsche ich die Kraft, nun ohne Dich weiterzuleben.

 

Du hast Spuren in der Welt hinterlassen und das können nicht viele von sich behaupten. Als Du Mitte der achtziger Jahre zum ersten Mal nach Nicaragua gereist bist, hast wohl auch Du nicht damit gerechnet, dass dieses Land zu Deiner neuen Heimat werden würde. Du hast den Verein mit aufgebaut, für den Du bis zu Deinem Tod aktiv warst. Du hast so viel Gutes bewirkt in San Rafael del Sur, dass Du von den Companeros respekt- und liebevoll „Don Fran“ genannt wurdest. Du hast Architektur studiert, Dich aber nie zu den Intellektuellen gezählt. Mit denen hattest Du eher Deine Probleme. Du wolltest direkt vor Ort sein und aktiv die Umstände verbessern. Und das hast Du wahrlich geschafft. Du hast (natürlich immer auch durch die Arbeit des Vereins in Berlin gestützt, aber Du warst das Gesicht in San Rafael) tausenden von Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht, Dank Deiner Arbeit können so viele Kinder täglich in schöne Schulen gehen und müssen nicht unter freiem Himmel unterrichtet werden. Und auch Dank Deiner Arbeit haben Frauen sich emanzipiert und sich eigene ökonomische Ressourcen aufgebaut. Wer dafür noch ein Beispiel benötigt, möge mit Soraida in Los Rizos sprechen. Ach ja, Los Rizos – Dein Dorf. Hier haben wir seinerzeit mit etlichen Brigaden Häuser für Nähkooperative und Schulen errichtet, haben Kleingärten angelegt und Strom und sauberes Trinkwasser ermöglicht. Hier haben wir Abende für Abende mit Deinem treuen Freund Emilio gesessen und über die Revolution gesprochen. Eure Freundschaft war der Grundstein Deines Engagements in Nicaragua. Und dieses Engagement ließ auch nicht nach, als der Verein mal nicht so gut aufgestellt war und die finanziellen Mittel knapper wurden. Ganz selbstverständlich tratest Du zurück und gabst Dich mit weniger zufrieden. Auch wir in Berlin haben Dir so viel zu verdanken. Du warst immer ein loyaler und würdevoller Repräsentant unserer Städtepartnerschaft. Nicht nur für den Verein, auch für den Bezirk, den Du ja immer auch mit vertreten hast.

 

Du warst immer den Menschen zugewandt und hast Deine politischen Ideale nie verraten. Ich weiß noch, wie wir zusammen vor dem Fernsehen saßen und Rotz und Wasser geheult haben, als Nelson Mandela aus der Haft entlassen wurde. Du warst immer davon überzeugt, dass Menschen, die gemeinsam für eine Sache kämpften, etwas bewegen können. Deinen Kampf hast Du nun verloren. Dich neben Deinem Freund Emilio in Los Rizos begraben zu wissen, nimmt mir ein wenig der Trauer.

 

Abrazo fuerte, Moteck!

Heike Hühns-Krieger


 

 

Hallo Franz,

warum bist Du schon jetzt von uns gegangen. Wir hatten eigentlich noch soviel vor. Auch wenn in den letzten Jahren die Kontakte weniger wurden, so tauschten wir uns dennoch immer wieder gerne über die Situation in Nicaragua, den Verein und Dein und mein Leben aus.

 

Ohne Dich hätte es den Verein und seine erfolgreiche Geschichte niemals gegeben. Du warst der Glückstreffer für uns, als wir 1984 mit der Initiative für eine Städtepartnerschaft zwischen Kreuzberg und San Rafael del Sur anfingen und Du, damals noch bei der Freundschaftsgesellschaft Westberlin-Kuba aktiv, auf Vermittlung von Gudrun zu uns gestoßen bist. Bis dahin wurden nur bescheidene Spenden bei gelegentlichen Besuchen in San Rafael del Sur übergeben. Du erklärtest Dich bereit, für ein minimales Taschengeld nach San Rafael del Sur zu gehen und dort unser erstes Projekt mit Brigaden zu realisieren. Schon da hast Du gezeigt, wie Du Schwierigkeiten vor Ort durch Deine Kreativität, Dein Engagement und Deinen Charme überwinden konntest. Ohne Dich wäre die Skepsis gegenüber fremde Hilfe nie überwunden und nie eine Freundschaft zwischen den Menschen aus beiden  Partnerregionen entwickelt worden.  Wer hätte wir Du über Jahre jeweils ein halbes Jahr beim „Sklavenhändler“ hier gearbeitet, um dann in der zweiten Jahreshälfte überwiegend auf eigene Kosten und weiterhin nur für ein Taschengeld nach San Rafael del Sur zu gehen. Ohne Dich hätten wir diese schwierige Startphase des Vereins wohl nie überstanden und viele  gemeinsame Höhepunkte schon zu Beginn des Vereins nicht erlebt:

  • der Besuch von Igni Tawanka und der insgesamt 9 köpfigen Delegation aus San Rafael des Sur zur 750 Jahr-Feier in Berlin und des zweiwöchigen Zusammenlebens aller im Carl-Herz-Ufer  in der deutsch-nicaraguanischen Groß-WG,
  • die Versendung des ersten Containers mit dem ersten Vereins-Auto (ein VW-Kübel von 1954) oder später die fast ein Dutzend Container zur Flutkatastrophe, die Du dank Deiner Kreativität alle aus dem Zoll heraus bekamst,
  • das gemeinsame Glas Sekt, dass wir zu dritt nach der Genehmigung des ersten EU-Projektes genießen wollten, und aus dem dann das Leeren fast einer ganzen Kiste Sekt wurde,
  • ob es die gemeinsamen Ängste immer wieder waren, wie dieser kleine Verein mit nur einem Hauptamtlichen es schaffen sollte, rechtzeitig die Fertigstellung von großen Projekten und die Beschaffung der notwendigen Gelder zu realisieren, was auch nur auszuhalten war durch ein bedingungsloses gemeinsames Vertrauen zwischen uns,
  • oder die ständige Weiterentwicklung der Projektarbeit auch nach der Wahlniederlage der Frente, die ohne Deinen Mut und Deine Tatkraft, ständig auch etwas Neues zu probieren, nie gelungen wäre.

 

Du warst in all den über 30 Jahren immer ein absolut verlässlicher Partner und Freund,  mit dem man auch mal herrlich konstruktiv streiten, mit dem man etwas Neues entwickeln und mit dem man toll feiern konnte und der immer wieder Geduld mit meinem katastrophalen Spanischkenntnissen oder meinem Zeitmangel hatte. Franz, Du fehlst mir, Du bist zu früh gegangen. Ich werde Dich nie vergessen.

 

Dieter


 

Franz! Mensch, Alter…
Wirklich tot sind nur die Vergessenen, sagt man„Franz Thoma es de los que nunca mueren“, hätte Tomás Borge vielleicht gesagt, wenn er die Nachricht Deines Todes erhalten hätte. So wie er es für Carlos Fonseca ausrief, als ihm im somozistischen Gefängnis dessen Tod verkündet worden war. „Franz Thoma gehört zu denen, die niemals sterben.“

 

Diese Zeilen zu schreiben, schmerzt. Aber es ist mir ein Bedürfnis, es zu tun. Denn Du warst ein wichtiger Mensch in meinem Leben, weit über die Zusammenarbeit in der StäPa hinaus: Du warst ein Freund.


Freundschaft ist nicht immer einfach. Manchmal hätte ich Dir eine reinhauen mögen wegen Deines aus Spaß vorgeschobenen Machismo, Deiner politischen Unkorrektheit, Deiner rauen, aber herzlichen Art. Das alles tat unserer Freundschaft keinen Abbruch. Du teiltest aus, und Du konntest einstecken, ohne nachtragend zu sein. Das machte Gespräche, Diskussionen und Streit mit Dir immer konstruktiv und erfrischend.

 

Wir waren uns in vielerlei Hinsicht sehr nah: Menschlich und politisch. Du warst ein treuer Mensch: Wer einmal Dein Freund geworden war, der blieb es – für immer. Wenn ich es richtig sehe, waren und blieben wir beide Sandinistas, auch als die politische Mode in der Soli-Szene das verwerflich fand. Jedenfalls war das in unseren persönlichen Gesprächen so. Wir waren beide Idealisten und Realisten zugleich. Und was konnten wir miteinander lachen!


Nun müssen wir uns die StäPa ohne Dich denken. Gar nicht so einfach. „Aber machbar“, würdest Du trocken sagen. Klar, Alter, ist gebongt. Und Du hast ja mit Ulf und Erich, als sie vor zwei Monaten bei Dir waren, selbst dafür gesorgt, dass und wie es weitergehen kann und muss. So bist, Verzeihung: so warst Du eben. An die Vergangenheitsform werden wir uns erst gewöhnen müssen. Dich zu vergessen, nicht wenigstens ab und zu an Dich zu denken, wird nicht gelingen. Wer Dich kannte, lässt Dich in diesem Sinne niemals sterben. Te recuerdo, compañero.

 

Tilo Ballien


 

Ich lernte Franz im Sommer 2003 bei einer Brigade der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) kennen. Mit meiner guten Freundin Sandra und fünf anderen jungen Menschen um die 20 saßen wir im Hospedaje Santos in Managua und – sehnlich von uns erwartet – bog der Staeapa-Koordinator Franz Thoma mit seinem Camionetta um die Ecke. Nach einem kurzen Kennlernkäffchen hieß es nur: „Steigt ein, Leute, aber ein Teil von euch muss hinten auf die Ladefläche!“. Gesagt, getan – unser Staepa-Abenteuer begann.

 

Ob After Work Peligue-Burger (besondere Schafart) im damaligen Ranchon-Restaurant, mal eben eine Fahrt in die deutsche Schule in Managua, ein Ausflug zum Río Jesus – mit Franz zusammen waren dies alles nicht nur lustige, sondern auch besondere Erlebnisse. Man saß sich schnell mit ihm irgendwo fest und die Zeit verging wie im Fluge.

 

Franz vermochte es, Anekdoten zu erzählen, die Menschen um ihn herum zu begeistern und mitzureißen und wir lachten unheimlich viel zusammen. Er hat unsere Projektarbeit in und um San Rafael in diesem einem Monat vor 15 Jahren zu etwas ganz besonderem gemacht. Und er hat es geschafft, Sandra und mich davon zu überzeugen, auch in Berlin einmal bei der Staepa vorbeizuschauen. Das war der Startschuss für viele Jahre aktive Vereinsmitarbeit und viele weitere Treffen mit ihm – eins davon in Nicaragua – folgten.

 

Franz, es war immer ein Highlight, dich nach dieser Brigade wiederzusehen. Wenn du dann wieder vor mir standest, war es, als wärst du nie weg gewesen. Wenn ich an San Raf denke, so denke ich automatisch an dich: braungebrannt, Hemd aufgeknöpft, fette Sonnenbrille, Camionetta.

 

Als du mir dann im letzten Sommer (als ich dich direkt per E-Mail danach fragte) erzähltest, wie es um dich steht, versuchte ich, mich auf das, was kommen wird und nun eingetroffen ist, vorzubereiten. Das klappte natürlich nicht. Wie auch? Einen liebgewonnenen Menschen möchte man für sein ganzes Leben um sich wissen. Glaube mir: für mich und uns bist du immer noch hier und du hast einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Danke für das, was ich mit dir erleben durfte!

 

Tina Stähler


 

 

Hey Spatzl,

irgendwie ist das saulange her, dass wir zusammen in Nicaragua waren, aber dass du jetzt tot bist, hab ich trotzdem noch nicht so recht begriffen.  Kennengelernt haben wir uns 1985, als du mit Gudrun zusammen die ersten Brigaden auf ihren Aufenthalt in San Rafael del Sur vorbereitet hast. Ich war 20, du warst erwachsen. Irgendwie. N bisschen.

 

In all den Jahren, in denen ich dann regelmäßig in Nicaragua war, warst du immer ein Teil davon. Das erste Büro im Container, mit prekärer E-Mail-Verbindung und Julio. Der Umzug des Büros in der Haus von Regina, wo ich Unterschlupf gefunden hatte, mit Haydee als Sekretärin. Den Container mit dem Kübel aus Corinto abholen und feststellen, dass der echt direkt fahren konnte. Dein Zimmer bei Julio und Leyla am Ende des langen vollgekramten Flures, wo die Kinder gern - in der richtigen Erwartung, dass du mit ein paar Bier intus spät im Dunkeln nach Hause kommen würdest - ihre Skateboards strategisch platzierten, weil das bestimmt lustig würde. Dein Hausbau nebendran an der Carretera Sur. Und weißt du noch, wie wir 1990 gemeinsam beim Oktoberfest in der Deutschen Schule waren, das erste Oktoberfest, zu dem die DDR-Leute mit eingeladen waren? Und wie diese nicaraguanische Blaskapelle versuchte, deutsche Schunkellieder zu spielen und der Saal vor Schrecken erstarrte (bis auf die Ossis)? 

 

1988 hast du hast mich gleich dreimal ins Krankenhaus gefahren - zweimal mit dem Motorrad in die Augenklinik, als mir auf dem Bau in Ticuantepe irgendwelche Späne ins Auge geflogen waren. Und einmal ins Carlos Marx, als ich diese blöde Hautkrankheit hatte und nicht mehr zuhause bleiben konnte in all dem Staub und Dreck. Was war ich dir dankbar. 

 

Aber eigentlich - darf man so was schreiben? Mit kaum jemanden konnte man so gut saufen wie mit dir. Weißt du noch, wie wir morgens um halb fünf volltrunken aus dem "Munich" kamen, du saßt am Steuer, und ne Polizeikontrolle hielt uns an? "Haben Sie getrunken?" "Nooooo..." sagtest du und kramtest schon im Handschuhfach nach allen möglichen Visitenkarten irgendwelcher hohen Polizei-Comandantes rum, die du irgendwo mal bekommen hattest, im Versuch, Eindruck zu schinden. Sie haben dich aussteigen und ne gerade Linie laufen lassen und ich musste auf dem Beifahrersitz aufpassen, dass ich mir nicht in die Hose mache vor lachen. Das beste war die Lösung: Du musstest drei Lose für die Polizeilotterie kaufen (es gab ein Auto zu gewinnen!), dann konnten wir weiterfahren. 

 

Oder wie wir mal in Berlin im Orpheus in der Katzbachstraße saßen, ich hatte nen Auto dabei, entschied nach dem dritten Bier, dass das stehen bleibt, aber irgendwann und nach zig Kümmerlingrunden (ungerade zahlt einen Fünfer in die Nica-Spendendose) hatte niemand mehr Geld für ein Taxi und ich hab alle nach hause gefahren. Du hattest unterwegs mit dem Ausruf "Das brauchen wir in San Rafael!" eine dieser blinkenden Baulampen von so ner Grube abgerissen - die blinkte dann auch noch bei mir im Auto rum, als ich euch alle schon abgesetzt hatte. 

 

Oder - ich hab das nie jemandem erzählt - wie wir beim Besuch dieser Insel im Nicaragua-See vollkommen nüchtern den nagelneuen Mitsubishi-Pickup des Vereins im Fluss versenkt haben? Das anschließende Abgeschlepptwerden auf der Landstraße mit 80 Sachen und zwei Meter Abstand werd ich auch nicht vergessen. So viel Angst hatte ich selten, und es war das einzige Mal, dass ich dich in Nicaragua angeschnallt gesehen habe. Gottlob hat Julio dann den gesamten Motor auseinandergenommen und keiner hat was gemerkt. Muss glaub ich auch 1990 gewesen sein. 

 

Bilder kommen mir hoch, wie wir uns mal zu zweit in Montelimar einquartiert haben. Deine Cowboystiefel, dein blöder 38er-Colt und eine leergesoffene Minibar. Guten Morgen, Spatzl, und wir mussten sehr lachen. Ach verdammt, so viele Geschichten. Nicht alle lustig, und gottlob nicht alle betrunken. Manche einfach komisch: Ich fand es zum Beispiel beeindruckend, wie du einfach durch stetige Wiederholung den Ausdruck "Nägel mit Köpfen machen" (hacer clavos con cabezas), den es im Spanischen eigentlich nicht gibt, in die Umgangssprache von San Rafael del Sur eingeführt hast. Und so vieles mehr.  

 

Franz, Spatzl, mit dir hab ich Nicaragua kennengelernt, und das hat mein Leben verändert. Ich war ewig nicht mehr dort, und als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hier in Berlin vor knapp zwei Jahren, warst du gerade, so schien es, dem Tod von der Schippe gesprungen. Jetzt hat er dich doch, der Hühnerficker. Weißte was: Das ist doch Käse.

 

Bernd Pickert


 

Es ist schwer vorstellbar, noch einmal nach Nicaragua zu fliegen und Franz wartet nicht mehr am Flughafen in Managua. Unvergesslich, auf die Ladefläche des Pickup zu steigen und von Franz chauffiert an den Pazifik zu fahren.

 

Unverzichtbar, Franz als Übersetzer wie zuletzt 2016 bei der 30 Jahrfeier unserer Städtepartnerschaft und der Einweihung des Plaza Berlin in San Rafael.  Auch wenn man nie sicher sein konnte, ob er alles wortwörtlich übersetzte, denn das Förmliche, Offizielle war nicht so sein Ding.

 

Aber das Machen war seins, das schnelle Reparieren einer Wasserpumpe in einem Dorf, weil wir doch gekommen waren, damit er uns seine Wasserversorgung zeigt. Dann konnte er auch schimpfen, weil jemand etwas verkehrt gemacht hatte.

 

Aber er liebte die Menschen und was er machte, sonst hätte er nicht so lange ausgehalten als Kreuzberger Botschafter in San Rafael. Er hätte mich ausgelacht für diese Wort Botschafter, bescheiden und zugleich stolz.

 

Franz war unser Dolmetscher, wenn wir mit einer Delegation in San Rafael waren, nicht allein wegen der Sprache. Er hat uns das Land, die Menschen und das Leben in dieser anderen Welt erklärt.

 

Schwer vorstellbar, dass das nicht mehr so sein wird, wenn wir eines vielleicht eines Tages eine Plaza Franz Thoma einweihen. Doch er hätte kein Denkmal gewollt. Die Menschen in San Rafael werden ihn nicht vergessen, seine Denkmale sind die Brunnen und Wasserleitungen, die Schulen, die Müllabfuhr. Franz wird fehlen, aber er wird unvergessen sein.

 

Knut Mildner-Spindler


 

 

queridos compañeros,

mit Bestürzung haben wir Deine gestrige Nachricht erhalten. Ja, wir wussten, dass der Franz lange krank war, aber das es so schnell geht, hat uns entsetzt. Franz war ja, wie Ihr wisst, in der Städtepartnerschaft ein Mann der ersten Stunde beim Realisieren der Projekte in der Partnergemeinde San Rafael del Sur. Wir kannten ihn durch die FWK schon vorher und haben erfolgreich mitgewirkt, dass er der Koordinator in Nicaragua wird.

 

Er war ein Freund, auf den man sich verlassen konnte und hatte immer einfallsreiche Ideen, wenn es darum ging, ein Projekt voranzutreiben (ich denke da z.B. an den Abriss eines Hühnerstalls in der Nähe von San Rafael, weil er diese Steine für einen anderen Bau brauchte). Marita und ich werden Franz nicht vergessen und trauern mit Euch um einen aufrechten, solidarischen Compa.

 

Mit solidarischen Grüßen

Piwi und Marita


 

Die Nachricht, dass Franz nicht mehr unter ist, hat mich sehr betroffen gemacht. Auch jetzt sitze ich mit einem Kloß im Hals und das Wasser schießt in die Augen.  Und es stellt sich insgeheim die Frage, warum so früh und warum erwischt es immer die Besten? Das ist natürlich nur gefühlt so, aber ändert nichts an der tiefen Traurigkeit über diesen Verlust.

 

Ich stand Franz gar nicht sooo nah, aber er hat mich sehr beeindruckt als ein Mensch der sehr konsequent und selbstlos seine Ideale gelebt und daraus tiefe Befriedigung erfahren hat, der ein großer Menschenfreund war und vor allem andere von seiner, unserer Sache begeistern konnte. Wie viele Brigadistas haben in den letzten Jahren mit leuchtenden Augen von ihm und seiner Arbeit in San Raf erzählt?!!!!! Das ist doch das was bleibt und deshalb (wie Tilo schon richtig schreibt) – ist Franz einer von denen, die niemals sterben. Danke für Deine Zeilen. 

 

Mit besten Grüßen

Jörg Schwarzer


 

Am Strand von Pochomil. 90er. Wir lassen‘s uns gut geh‘n. Ein Händler kommt vorbei und bietet Schildkröteneier an. Franz kauft und zahlt gut. Betretenes Schweigen in der Gruppe. Wie kann er nur. Geschützte Spezies. „Franz, Mann, kannst du nicht machen. Die sterben aus!“ Er lässt sich’s schmecken und dann trocken: „Mit dem was ich ihm gegeben habe, ernährt der seine Sippe mindestens eine Woche lang. Nächstes Mal kaufe ich von einem anderen. Außerdem schmecken die Dinger.“

 

Am Strand von Pochomil. 2011. Ich lass es mir gut geh‘n. Ein Kind bietet Schmuck aus Samen und anderem Zeug an. Ich kaufe und zahle gut. Mein Bedarf ist eigentlich gedeckt. Am nächsten Tag kaufe ich von einem anderen Kind. Am nächsten Tag kaufe ich von einem anderen Kind. Am nächsten Tag kaufe ich von einem anderen Kind....

 

Buen viaje, hombre. Schade dass sie in Nicaragua keine Wikingerbestattungen machen. Auf einem brennenden Boot auf’s Meer würde passen für einen Helden wie dich. Dass du ein Held gewesen bist, würdest du natürlich weit von dir weisen…

 

Martin Kesting


 

Franz war wunderbar! Ein unglaubliches Kraftpaket, pragmatisch, ideenreich, charmant und so mitreißend überzeugend verbunden mit San Rafael und seinen Menschen. Der Verein ist für mich ein seltenes Beispiel erfolgreicher Entwicklungszusammenarbeit, und auch wenn viele dazu beigetragen haben war die Art und das Engagement von Franz für mich der entscheidende Faktor für so große Erfolge. Auch wenn sicher noch vieles Gutes nachkommt: So wie mit Franz wird es sicherlich nie mehr.

 

Ich habe mich gefreut, ihn auf meiner Rückreise nach einem Jahr in Peru im April 2012 in Managua zu besuchen. Das war mein letzter Kontakt. Da hat er noch von seiner neuen Pizzeria geschwärmt, die ich kurz zuvor in San Carlos kennengelernt habe. Von seiner Krankheit hat mir Elke bei einem zufälligen Treffen bei der taz-Versammlung im September vorigen Jahres erst erzählt - und dass er schon wieder, wenn auch mit Einschränkungen, arbeitet. Was für ein fieser und viel zu früher Tod.

 

Traurige Grüße

Christian