Informationsblatt zur Solidaritätsarbeit in Nicaragua

2001: Das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte - Fortsetzung folgt 2002

Das Jahr geht seinem Ende zu und im Rückblick staunen wir selbst ein wenig, was wir, gemeinsam mit unseren nicaraguanischen Partner(inne)n und der dortigen Bevölkerung, so alles geleistet haben. Das Proyecto de Desarrollo Integral de la Zona Rural de San Rafael del Sur (Projekt zur Integralen Entwicklung der Ländlichen Zone von San Rafael del Sur, kurz PRODISA oder, in unserem internen Sprachgebrauch, Integrierte Armutsbekämpfung) wurde erfolgreich angestoßen, das Gesundheitszentrum "Julio Buitrago Urroz" in Masachapa konnte seiner Bestimmung übergeben werden, ebenso die zentrale Trinkwasserversorgung für San José - km 54; drei Großprojekte, die uns in vieler Hinsicht eine Menge abverlangt haben.

 

PRODISA - Integrierte Armutsbekämpfung

Rund 1.500 Familien aus dem ländlichen Raum San Rafaels haben sich bereits in eine oder mehrere Projektkomponenten unseres von der Europäischen Union ko-finanzierten Programms zu einer umfassenden Armutsbekämpfung eingeschrieben. Das sind mehr, als wir erwartet haben, weshalb knapp 500 noch darauf warten müssen, aktiv werden zu können. Ziel dieses Projektes ist, in allen Bereichen die Lebenssituation zu verbessern, gerade für Kleinbauern die Einkommen zu steigern, die häufig gerade mal bei 30 Dollar pro Monat liegen, sowie die Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen zu verringern. Die einzelnen Komponenten im ersten Jahr haben ökonomische, soziale und ökologische Aspekte: Verstärkter Anbau alternativer Feldfrüchte; Herstellung und Verwendung von biologischen Pflanzenschutzmitteln und Humus; Benutzung einfacher Bewässerungsanlagen; verbesserte Lagerung und direkte Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte; Aufforstung mit hohem Anteil an Obstbäumen und Anlage von Windschutzstreifen; Zucht von Hühnern und Eierverkauf; Zucht und Verkauf von Schafen; Reparatur von Landschulen und Neubau von Landschulen; verbesserte, häufig erstmalige Ausstattung mit Unterrichtsmaterialien, Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrer(innen) sowie Alphabetisierung von Erwachsenen.

 

Im Jahr 2002 werden die Maßnahmen zur Armutsbekämpfung um drei Komponenten erweitert:

  • Verbesserung der Versorgung mit Trinkwasser in 15 abgelegenen Gemeinden durch den Bau oder die Vertiefung traditioneller Schachtbrunnen. Dazu sollen traditionelle Schachtbrunnen gebaut bzw. vertieft werden. Gleichzeitig werden Menschen in den Orten zu Brunnenbauern ausgebildet und darin geschult, die Brunnenanlagen regelmäßig zu warten und das Wasser zu chloren. Wie immer bei Trinkwasserprojekten wird auch diese PRODISA-Komponente vor allem Frauen und Kindern zu Gute kommen, die dann nicht mehr Wasser, zudem fragwürdiger Qualität, aus mehr oder weniger großen Entfernungen herbeischleppen müssen. Selbstverständlich trägt das Teilprojekt auch zur Verbesserung der hygienischen und damit der gesundheitlichen Situation bei.
  • Verbesserung der Gesundheitsversorgung auf dem Land durch Schaffung und Ausstattung von Basis-Häusern zur Ersten Hilfe, Ausbildung von Gesundheitspromotor(inn)en, Impfkampagnen, Maßnahmen zur Reinhaltung der Umwelt, Bekämpfung von Parasiten und Mückenlarven
  • Aufbau eines Menschenrechtsbüros in San Rafael und Ausbildung von Promotor(inn)en in Zusammenarbeit mit dem nicaraguanischen Menschenrechtszentrum CENIDH

 

Neubau des Gesundheitszentrums "Julio Buitrago Urroz" in Masachapa

Mitte September wurde der mit Mitteln der Berliner Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit und des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg ko-finanzierte Neubau des Gesundheitszentrums eingeweiht und in Betrieb genommen. Es ist das drittgrößte Gebäude im gesamten Municipio und mit seiner Notstromanlage auf Basis von Photovoltaik (Solarenergie) und der Drei-Kammer-Bio-Abwasserkläranlage das modernste in der Region. Damit konnten die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit 13.000 Menschen unserer Partnerregion weiterhin Zugang zum Gesundheitssystem haben. Aber auch die Möglichkeiten der medizinischen Beetreuung haben sich dadurch nachhaltig verbessert. Ende Oktober sandten wir einen riesigen Doppelcontainer, in dem sich vor allem Krankenhausbetten und andere Einrichtungsgegenstände befanden, die vom Gesundheitsministerium nicht oder in nicht ausreichendem Maße gestellt werden.

 

Trinkwasser für San José - km 54

Rund dreihundert Familien wurden in diesem Jahr vom Gelände der Zuckerfabrik Ingenio Azucarero Montelimar nach San José - km 54 umgesiedelt, so dass die Kapazität der zentralen Trinkwasserversorgung, die wir 1998 für das Dorf gebaut hatten, nicht mehr ausreichte.

Im Oktober konnten das neue zentrale Trinkwassersystem übergeben werden, an dem die Bevölkerung mit Begeisterung mitgebaut hatte. So konnten wieder etwa 2.000 Menschen mit sauberem Wasser versorgt werden - Voraussetzung für mehr Hygiene und bessere Gesundheit. Damit haben wir im Jahre 2001 unsere bisherigen Aktivitätsschwerpunkte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Trinkwasser, Umwelt- und Ressourcenschutz, Verbesserung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft nicht nur fortgesetzt, sondern weiter ausgebaut.

 

Berlin

Die Hauptaktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins finden in diesem Spätherbst statt: In den U-Bahnen (Linien 1, 2, 7 und 8) fährt von Mitte November bis Mitte Dezember ein neues, freches und sehr schönes Plakat Reklame für die Städtepartnerschaft, ab Mitte Dezember werden die künstlerischen Ergebnisse von sechs Jugendgruppen oder Schulklassen, wie bereits 1999 einmal, für 2 Wochen Werbeflächen im Straßenbild zieren, eine neue Broschüre ist in Arbeit, die Großausstellung des Vereins wurde aktualisiert, das Dia-Material für Vorträge wurde überarbeitet und ergänzt, ein neuer Videofilm soll entstehen. Gerade dieser große, nicht zuletzt für das Spendenaufkommen so wichtige Teilbereich bietet Mitgliedern und Freund(inn)en des Vereins zahllose Möglichkeiten, sich spaß- und nutzbringend für die Menschen in San Rafael del Sur einzusetzen.

 

Projektkosten 2001

Für unsere Projekte in San Rafael del Sur haben wir in diesem Jahr rund 220.000 US-Dollar aufgewendet. Der vom Verein bisher aufgebrachte Eigenanteil betrug 30.000 US-Dollar, die aus den Spenden stammen, die uns unsere Mitglieder und Freunde anvertrauen und die, wie immer ohne jeden Abzug für Verwaltung, zu 100 % direkt in die Maßnahmen flossen, die wir, gemeinsam mit unseren nicaraguanischen Partnern unternehmen, um in San Rafael del Sur die Lebensverhältnisse zu verbessern. Allen Spenderinnen und Spendern daher herzlicher Dank!