Endlich - das "Hospital" ist fertig

Einweihung nicht ohne Skandale

In San Rafael del Sur spricht niemand von einem neuen Gesundheitszentrum in Masachapa - alle nennen es ehrfürchtig: das Hospital. Und es ist wahrhaftig ein schöner und mit seiner modernen Technologie auch ein zukunftsweisender Bau geworden - der drittgrößte im Municipio. Mehr als 50 Räume sind entstanden, die Krankenstationen können 22 Menschen aufnehmen, die Warte-, Diagnose- und Behandlungsräume wurden erweitert und besser getrennt, die hygienischen Bedingungen optimiert. Hat die Photovoltaikanlage für die Notstromversorgung schon ihr Vorbild in dem von uns Mitte der neunziger Jahre sanierten Gesundheitszentrum von San Rafael, so ist die Bio-Abwasserkläranlage eine absolute Neuerung in der Region. Die einzelnen Abteilungen wurden farblich nuanciert voneinander abgesetzt, so dass nicht nur die Orientierung erleichtert, sondern auch der ästhetische Genuss bedient wird. Von unserer Seite her wurde also alles geleistet. Das Gesundheitsministerium hinkt allerdings hinterher: Von 13 vorgesehenen Klimaanlagen wurde erst eine einzige eingebaut. Man darf gespannt sein, wann der Rest kommt und wann es die übrige, notwendige Ausstattung vornehmen wird.

 

Am 12. September konnte, nachdem das Personal zwei Wochen mit dem Umzug vom alten Zentrum in der Zuckerfabrik befasst war, das Hospital feierlich eingeweiht werden. Anwesend waren der Vize-Gesundheitsminister, der SILAIS-Direktor , Managua, der Bürgermeister und die Stadträte von San Rafael del Sur sowie ein Priester, der es sich nicht nehmen ließ, das Bauwerk zu weihen. Unter den Bedingungen des herrschenden Wahlkampfs verlief die Einweihung allerdings nicht ohne Probleme, wie unser Koordinator Franz Thoma berichtet.

 

Guillermo Montenegro, SILAIS-Direktor aus Managua und gleichzeitig Wahlkampfchef der regierenden "Partido Liberal Constitucionalista" (Liberal Konstitutionalistische Partei, PLC), ehrte den ebenfalls anwesenden ehemaligen Bürgermeister und Parteifreund Dr. Artola als den Urheber des Neubaus, der in Wirklichkeit nicht einmal davon geträumt hätte, und erwähnte den jetzigen Bürgermeister Noel Cerda Méndez von der "Frente Sandinista de Liberación Nacional" (Sandinistische Front zur Nationalen Befreiung, FSLN) nicht einmal mit Namen. Als Dr. Artola dann auch noch aufgefordert wurde, feierlich das Band zu durchschneiden, das den Eingang zum Hospital symbolisch versperrte, griff Franz ein: Er nahm Dr. Artola die Schere aus der Hand und reichte sie Noel, damit er als Bürgermeister und somit zuständiger Mensch die Eröffnung vornehmen konnte.

 

Ein bitterer Wermuthstropfen: Julián Correa, Direktor des Zentrums, war nicht anwesend. Angeblich war der ausgezeichnete Arzt und unser langjähriger, zuverlässiger Kooperationspartner in Urlaub geschickt worden, um Überstunden abzubummeln. Franz vermutet, dass er "offensichtlich" entlassen worden ist, weil er sich weigerte, die Wahlkampagne der PLC zu unterstützen. Bei Redaktionsschluss war noch nicht gesichert, ob diese Vermutung stimmt. Sollte sie sich bewahrheiten, wäre dies ein weiterer Skandal im Wahlkampf der regierenden PLC.

 

Der Bau des Gesundheitszentrums, Verzeihung: des Hospitals, war eine Riesenanstrengung für unseren Verein. Der zwischen Planung und Fertigstellung stark gestiegene Dollarkurs verteuerte das Projekt erheblich, ebenso wie die immer wieder neuen Auflagen seitens des Gesundheitsministeriums. Noch immer klafft eine Finanzierungslücke, die sich nur nach und nach wird schließen lassen.

 

Der Dank des Vorstands gebührt sicher Franz Thoma und seinem Team, ohne deren unermüdliche Arbeit das Zentrum wohl nie zu Stande gekommen wäre, der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit, die den Bau mitfinanzierte, aber vor allem allen Mitgliedern und Spendern des Vereins, die mit ihren Spenden diesen Traum verwirklichen halfen, und nicht zuletzt unseren "Solar-Fuzzis", den "Holzwürmern" und anderen Brigadist(inn)en, die aktiv daran mitgewirkt haben. Wünschen wir dem neuen Gesundheitszentrum "Julio Buitrago" eine gute, erfolgreiche Zukunft zum Wohle der rund 13.000 Menschen, deren medizinische Betreuung es zukünftig sichern wird!