Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca

Mit dem folgenden Artikel führen wir die in der letzten Ausgabe begonnene Vorstellung von Organisationen fort, mit denen wir immer wieder in der einen oder anderen Weise kooperieren. Heute geht es um die Städtepartnerschaft zwischen dem Bezirk Köpenick und der Region Cajamarca in Peru, neben unserer Stäpa die einzige weitere Partnerschaft auf bezirklicher Ebene in Berlin.

 

Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca

Cajamarca - diese nordperuanische Stadt liegt 800 Kilometer von der Hauptstadt Lima entfernt auf 2.700 Meter Höhe in den Anden. Ein historisches Pflaster: hier wurde 1532 der letzte Inka Atahuallpa vom spanischen Conquistador Pizarro gefangen genommen, und auch die Herbeischaffung eines immensen Lösegeldes in Form von Gold und Silber aus dem gesamten Inkareich bewahrte ihn nicht davor, von den Spaniern enthauptet zu werden.


Die Städtepartnerschaft zwischen dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick und der Provinz Cajamarca besteht offiziell seit 1998, wobei die Vorbereitungen schon länger im Gange waren: 1994 fasste die Bezirksverordnetenversammlung Köpenick den Beschluss zur Aufstellung einer Lokalen Agenda 21 und nahm auf Anregung der Kirchen die Verpflichtung von Rio zur Zusammenarbeit mit einer Kommune des Südens auf. Beim Weltklimagipfel im April 1995 lernten sich - angezettelt durch KATE, unsere "Geburtshelfer" - die beiden damaligen Bürgermeister von Cajamarca und Köpenick kennen. Von vornherein sollte keine Honoratiorenveranstaltung aus der Partnerschaft werden, wo verdiente PolitikerInnen und andere Lokalgrößen reisen und nur Sonntagsreden produzieren. Die Vertreter der drei Köpenicker Säulen Verwaltung, Zivilgesellschaft und Kirchen (Bürgermeister Klaus Ulbricht, der Autor und Uwe Bauer) konnten im Mai 1998 für eine Woche Cajamarca besuchen. Wir waren beeindruckt von der Schönheit der Landschaft und der Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Menschen, aber auch von dem Engagement einer armen Bevölkerung, sich in Runden Tischen und Thematischen Achsen aktiv für ihre Belange einzusetzen. Gleichzeitig bedrückten uns die Armut und die wirtschaftliche Lage.

 

Die Kernpunkte des am 20. Mai 1998 in Cajamarca unterzeichneten Partnerschaftsabkommens sollten und sollen Verpflichtung sein: Die Vertragspartner verpflichten sich zur Zusammenarbeit und zur Förderung der städtischen und ländlichen Entwicklung insbesondere in Bereichen Umwelt, Bildung und Ausbildung, Kultur sowie Tourismus, Wirtschaft, Soziales.

 

Seitdem gab es verschiedene Aktivitäten, auch wenn wir damit noch nicht alle Ziele umgesetzt haben und es an vielem noch hapert. Auf der Aktivseite sind die vier Kindergärten - Nr. 17 und 105 in Cajamarca sowie Adlergestell 573 und Grüne Trift 138 in unserem Bezirk - in einen Austausch eingetreten, der mit dem persönlichen Erfahrungsaustausch der vier Kindergartenleiterinnen einen Höhepunkt erfahren hat: im Juni und Juli 2003 waren die Leiterinnen der Partnereinrichtungen aus Cajamarca für gut drei Wochen in Köpenick, und im Jahr 2004 gab es den Rückbesuch der Kindergärtnerinnen aus Berlin Treptow-Köpenick in Cajamarca.

 

Persönliche Kontakte gab es auch zwischen Jugendtheatergruppen sowie auf der Basis des ASA-Austauschprogramms, weitere Kontakte, etwa zwischen engagierten Jugendlichen der Partnerstädte, bahnen sich an. Die pensionierte Köpenicker Amtsärztin, Frau Dr. Ida Beier, hat für ein paar Wochen Gesundheitsberatung in Cajamarca durchgeführt; medizinische Hilfsgüter und Spielzeug wurden gesammelt und für Opfer der Überschwemmung gespendet. Von 2001 bis 2003 wurde vom Bundesumweltministerium ein Projekt zur Unterstützung des ökologischen Landbaus in ländlichen Gebieten der Provinz Cajamarca gefördert. Gemeinsame Fortbildungsaktivitäten etwa im Bereich Wasser/Abwasser ergänzen die Zusammenarbeit.

 

Eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter der Provinzverwaltung Cajamarca sowie eine Kollegin aus dem Wasserwerk Sedacaj waren 2003 in einem von InWent geförderten Jahresaufenthalt für dreimonatige Praktika im Bezirk und haben unter anderem im Bezirksamt, im Freilandlabor Kaniswall und bei den Berliner Wasser-Betrieben für sie wertvolle Erfahrungen sammeln können. Um Cajamarca, seine Geschichte und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und der Umgebung für andere erlebbar zu machen, wurde von der AG Stäpa ein virtueller Reiseführer (www.reisefuehrer-cajamarca.de) erstellt.

 

Auch heute noch spielt das eingangs erwähnte Gold eine gewichtige Rolle in der Region um Cajamarca: hier ist die größte Goldmine Lateinamerikas beheimatet, die von einem Konsortium aus der weltweit größten Minengesellschaft Newmont Mining aus den USA, der peruanischen Firma Benavides und dem Finanzarm der Weltbank IFC betrieben wird. Seit 1993, als die Mine die Ausbeutung der umfangreichen Goldvorkommen begann, ist die Region Cajamarca im nationalen Armutsindex Perus vom viert- auf den zweitletzten Platz zurückgefallen. Erweiterungspläne der Mine, die sich in Richtung der Stadt Cajamarca ausdehnen und damit 70% des Trinkwassers der Stadt und der umliegenden Gemeinden einer möglichen Belastung durch Schwermetalle und andere toxische Substanzen aussetzen wollte, wurden nach heftigen Protesten der Bevölkerung im Herbst 2004 fallengelassen.

 

Was die Zusammenarbeit mit Cajamarca angeht, so bleibt noch viel zu tun. Dies betrifft neben dem bisher Erwähnten insbesondere die angestrebte Kooperation von kleinen und mittleren Unternehmen der Partnerstädte. Auch die Sprachbarriere lässt sich nur langsam abbauen: während in Treptow-Köpenick in der VHS, an Gymnasien und sogar im Bezirksamt Spanischkurse angeboten werden, tendiert das Angebot an Deutschkursen in Cajamarca noch gegen Null. Das Goethe-Institut in Lima ist bereit, die bestehenden Angebote in Cajamarca zu unterstützen. Und mit jedem Besucher und jeder Besucherin aus und in Cajamarca wachsen die sprachlichen Kompetenzen, wachsen bei allen Beteiligten Freundschaft und Solidarität, gegenseitiges Verständnis und der Wille zur Zusammenarbeit. In der Städtepartnerschaft können wir helfende Hände und weitere Unterstützung immer gut gebrauchen - nicht nur mir macht es immer noch sehr viel Spaß.

 

Michael A. Schrick

Informationen: www.staepa-cajamarca.de