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PRODISA - Projekt zur Armutsbekämpfung

Das Projekt

Somos-CEDRU

Von Anfang 2001 bis Mitte 2003 hat der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft mit Hilfe der Europäischen Union ein „Projekt zur integrierten Entwicklung der ländlichen Zone von San Rafael del Sur“ (Proyecto de Desarrollo Integral de la Zona Rural de San Rafael del Sur, PRODISA) realisiert, das alle bisherigen Anstrengungen an Umfang und Vielschichtigkeit übertraf.

 

Erfahrungen aus den Anfangsjahren des Vereins im Trinkwasser-, Bildungs- und Gesundheitsbereich konnten hier ebenso eingebracht werden wie neugewonnene Erkenntnisse auf dem Gebiet der integrierten Armutsbekämpfung. Projekte aus vorangegangenen Jahren konnten weitergeführt und zum Teil erheblich ausgebaut werden.

Gut 717.000 € wurden innerhalb des zweieinhalbjährigen Projektzeitraums in die Verbesserung der Lebensumstände von über 21.000 Personen (>50% des Landkreises) investiert. Durch Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produkte, das Erlernen neuer Anbaumethoden sowie die Änderung der Vermarktungsstrategie konnten die Projektteilnehmer_innen ihr Einkommen erheblich verbessern. Gleichzeitig wurden soziale und ökologische Komponenten in das Armutsbekämpfungsprojekt integriert.

 

Viele der Beteiligten nahmen an mehreren Maßnahmen teil. So konnten sie ihr Einkommen zusätzlich erhöhen und sich durch die Ausweitung ihrer Produktpalette von Ernteverlusten oder saisonalen Preisschwankungen unabhängiger machen. Während des Projektzeitraums ergaben sich z.B. auf Grund klimatischer Schwankungen (Dürre, verspätetes Einsetzen der Regenzeit, Starkregenfälle) in der Region im Extremfall Ernteeinbußen von bis zu 30%. Dennoch konnte während des Projekts ein durchschnittlicher Produktionswert pro Familie und Aussaat von 520 US-$ erzielt werden. Bei zwei Ernten im Jahr entspricht dies einer Verdopplung der durchschnittlichen Einkommen.

 

Die Projektteilnehmer_innen nahmen an Fortbildungslehrgängen teil, die für die verschiedenen Komponenten angeboten wurden. In Form von Workshops wurden hier Methoden des Anbaus und der Viehhaltung vermittelt sowie Alphabetisierungsmaßnahmen für Erwachsene und Aufklärungskampagnen in den Bereichen Gesundheit und Menschenrechte durchgeführt.

 

 

Die Ergebnisse

 

Gemüseanbau

252 ha neuer Hausgärten zum Gemüseanbau wurden angelegt. 710 Familien, von denen 40% von einem weiblichen Familienvorstand geleitet wurden, nahmen am Gemüseanbauprogramm teil. 60% der Teilnehmer_innen besitzen weniger als 5 ha Land. 92 von ihnen konnten ein Tröpfchenbewässerungssystem nutzen und so bis zu 4 Ernten pro Jahr erzielen. Die Flächenproduktivität erhöhte sich damit um 300 – 400% und das Einkommen der Familien erhöhte sich um 520 US-$/ Ernte = 86 US-$ monatlich bei 2 Ernten pro Jahr.

Bananenstauden
Ananasfeld

Am Anbau von Bananen beteiligten sich 227 Familien, die trotz der Dürreperiode im Sommer 2001 und einem verstärkten Krankheitsbefall von Bananenpflanzen ihr Einkommen um durchschnittlich 270 US-$/ Jahr, d.h. 22,5 US-$/ Monat erhöhen konnten. Nicht-traditionelle Produkte wie Granatapfel (grenadilla), Ananas (piña), Papaya (papaya), Maniok (yuca), Soja (soya), Kürbis (chayote) und Pitahaya (Drachenfrucht) wurden von 122 Familien angebaut, die ihr Einkommen um 600 US-$/ Jahr oder 50 US-$/ Monat steigern konnten.

Ackerbau

Durch die Teilnahme an revolvierenden Fondsbiologisch verbesserten Saatgutes konnten Kleinbauern und Kleinbäuerinnen die Produktivität um 300 - 400% erhöhen. Insgesamt konnte bis zum Ende des ersten Erntezyklus dieses Projekts im Januar 2002 das durchschnittliche Einkommen der beteiligten Familien um 310 US-$/ Ernte gesteigert werden.

Arbeit-im-Bohnenfeld

Durch die Einlagerung der Produkte in Silos und den Verkauf zu einem späteren Zeitpunkt konnte ein weiterer Wertgewinn von 25% erzielt werden, so dass sich die tatsächliche Einkommenssteigerung auf durchschnittlich 387 US-$/ Ernte belief. Am Ende des Projekts ergaben sich jedoch auf Grund eines nationalen Preisverfalls der Grundnahrungsmittel geringere Einkommenszuwächse.

Mit Hilfe von Regenwürmern konnten 26 Familien 200 Zentner Humus herstellen, der die Fruchtbarkeit ihrer Böden auf ökologisch und finanziell verträgliche Weise fördern konnte. Durch die Verwendung selbst hergestellter Insektizide konnte auf teure und schädliche Chemieprodukte verzichtet werden.

Im Ortskern von San Rafael del Sur wurde von August bis Dezember 2002 eine Verkaufsstelle eingerichtet. Zwischenhändler konnten so ausgeschaltet und die Gewinne der Produzent_innen erhöht werden. Nachdem die Bäuerinnen und Bauern ihre Erträge zusehends eigenständig auf Märkten in Managua, Masachapa und San Rafael del Sur, sowie dezentral auf den Dörfern vermarkteten, wurde die zentrale Verkaufsstelle wieder geschlossen und statt dessen ein jährlich stattfindender Bauernmarkt über 3 Tage organisiert, auf dem auch die noch nicht am Projekt teilnehmende Bevölkerung über die Arbeit von Verein und CEDRU informiert wurde.

verkaufsstand_
Bauer-mit-Pelibueys

Ein revolvierender Hühner-Fonds wurde aufgebaut. 738 beteiligte Familien, von denen 558 Frauen den Familienvorstand bildeten, wurden hierdurch begünstigt und konnten so durch einen Zugewinn von durchschnittlich 9 Eiern/ Tag und den Verkauf des Fleisches ihr Monatseinkommen um 25 US-$/ Monat, bzw. 300 US-$/ Jahr verbessern.

 

An einem revolvierenden Pelibuey-Schaf-Fonds wurden 195 Familien beteiligt, die ihr Jahreseinkommen sogar um 462 US-$ steigern konnten.

Leider waren die revolvierenden Fonds nach Projektende nicht nachhaltig. Das lag zum Einen daran, dass weder die Tiere noch die Pflanzen sich nicht so reproduzierten bzw. zurückgezahlt wurden, wie es für den Fonds notwendig gewesen wäre, zum Anderen wurden manchmal Tiere in Notlagen oder unbedacht geschlachtet.

 

Aufforstung

In privaten Baumschulen wurden von 275 Familien insgesamt 166.810 Jungbäume herangezogen und anschließend direkt an den Häusern als lebende Zäune oder als Windschutzstreifen an den Feldern ausgepflanzt. Bei 50% dieser Pflanzen handelte es sich um Obstbäume (84.683 Stück).

Baumschule-San-Jose

In 5 kommunalen Baumschulen wurden insgesamt 68.514 Jungbäume, davon 35.000 Obstgehölze, herangezogen und u.a. von Öko-Brigaden der Schulen ausgepflanzt. Weitere 15.600 Bäume wurden direkt von 23 Grundschulen herangezogen. 55.314 Bäume wurden als Energieholz gepflanzt. 26.000 Bäume wurden durch die Gemeindeverwaltung beigesteuert. Insgesamt konnten so 332.238 neue Bäume in den wichtigen Wassereinzugsgebieten gepflanzt werden. Begleitet wurde diese Komponente von zahlreichen Workshops und Aufklärungskampagnen, die eine nachhaltige Nutzung der Wälder zum Ziel hatten.

Alphabetisierung

Grundschulbildung auf dem Land

5 Schulen mit insgesamt 8 Aulen wurden gebaut. 19 weitere Schulen wurden repariert und in ihrer Infrastruktur aufgerüstet. 60 Lehrer_innen wurden im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme über je 4 Tage fortgebildet. Darüber hinaus wurden 15 Schulbibliotheken eingerichtet, die für die Lehrer_innen von 45 Schulen leicht zugänglich sind. 140 Erwachsene (44% Frauen) nahmen an Alphabetisierungskursen teil, bisher haben 89 von ihnen den Grundschulabschluss erlangt. An 23 Grundschulen wurden Hausgärten und Baumschulen zur Umwelterziehung angelegt.

Neuer-Brunnen-in-La-Gallina_

Trinkwasserversorgung

Durch den Neubau von 15 und die Vertiefung von 3 Brunnen werden 5.779 Personen in 14 Gemeinden nun mit sauberem Trinkwasser versorgt. Trinkwasserkomitees sind zur selbständigen Verwaltung der Brunnen durch die Nutzer gebildet worden. Außerdem konnten 20 Brunnenbauer ausgebildet und an der Maßnahme beteiligt werden. Workshops zum ordnungsgemäßen Umgang mit den Brunnen wurden abgehalten.

Muellaufladen-auf-LKW_

Gesundheitsbasisversorgung

788 m3 Sperrmüll konnten eingesammelt werden. Darunter befanden sich z.B. Autoreifen als potenzielle Brutstätten der Malaria- oder Dengue-Mücken. Anschließend wurde der öffentliche (45 Gebäude, 5 private Schulen) und private Bereich (10.012 Wohnhäuser) innerhalb der 5 größten Dörfer der Region sterilisiert und mit einem Lipitfilm gegen Mücken (Malaria, Dengue) überzogen.

 

2002 wurden Entlausungsaktionen in 41, 2003 in 31 Landschulen durchgeführt. Zecken und Niguas (Würmer, die unter Finger- und Fußnägeln wachsen) wurden zusätzlich bekämpft. Aufklärungskampagnen bezüglich Hygiene und Epidemiologie wurden durchgeführt. 60 Basisgesundheitshäuser wurden aufgebaut und mit einer Grundversorgung ausgestattet. Hebammen, Arzthelfer_innen zur Erstversorgung und Promotor_innen wurden aus- und fortgebildet.

 

Demo-gegen-Luftverschmutzung

Menschenrechte

751 Personen (64% Frauen) nahmen an Menschenrechtskursen teil, darunter auch Vertreter_innen der staatlichen Institutionen. 40 Promotor_innen wurden ausgebildet, 18 von ihnen wurden in das Netz der nationalen Menschenrechtsorganisation CENIDH aufgenommen.

 

Im November 2002 wurde eine Menschenrechtskommission aus 41 Personen gegründet, die von März bis Juni 2003 allein 250 Menschenrechtsverletzungen registrierte. Die Erfassung dieser Vorfälle erfolgt seitdem systematisch. Diese betreffen vor allem die Missachtung der Rechte der Frauen und Kinder, Landkonflikte, Übergriffe der Polizei sowie Umweltgefährdungen durch Fabriken.

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