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Das Gesundheitswesen in Nicaragua

Impfung

Ein wichtiges Ziel der Sandinistischen Regierung nach der Revolution von 1979 war der Ausbau des Gesundheitssektors, so dass zumindest die Grundversorgung der gesamten Bevölkerung garantiert werden konnte.

 

Dafür wurde ein flächendeckendes System von Gesundheitszentren sowie Ärzte- und Gesundheitsposten geschaffen, die eine kostenlose ambulante Versorgung anboten. Präventivmaßnahmen wie Aufklärung der Bevölkerung in Hygienefragen und Impfungen hatten Priorität.

 

Nach dem Machtwechsel von 1990 wurde das bestehende Gesundheitssystem von den konservativ-neoliberalen Regierungen zwar weitgehend beibehalten, allerdings mit immer weniger finanziellen Mitteln ausgestattet. Die Staatsverschuldung und in deren Folge die Auflagen der internationalen Finanzinstitutionen wie IWF (Internationaler Währungsfonds) und Weltbank erzwangen auch in Nicaragua "Strukturanpassungen". So setzten die Regierungen in den neunziger Jahren bis 2006 im Gesundheitsbereich auf Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung.

 

Dies führte zu umfangreichen Entlassungen im öffentlichen Dienst und erheblichen Kürzungen im Sozialbudget. Hatten die Sandinist_innen 1989 noch etwa 50 US-$ pro Jahr und Einwohner_in in das Gesundheitswesen investiert, so waren es 2004 nur noch 16 US-$. Landesweit wurden deshalb zahlreiche Gesundheitsposten geschlossen. Gleichzeitig war die Bezahlung der angestellten Ärzt_innen so schlecht, dass es immer mehr von ihnen vorzogen, private Praxen zu eröffnen. Allerdings konnten sich bei der zunehmenden Verarmung der Bevölkerung viele Patienten_innen keine Behandlung in privaten Praxen leisten. Eine staatliche Krankenversicherung existiert zwar, sie erfasst aber nur Menschen, die in einem festen Beschäftigungsverhältnis stehen. Diese Voraussetzung erfüllten jedoch die wenigsten Nicaraguaner_innen.

 

So hatte sich eine Zwei-Klassen-Medizin entwickelt: Wer zahlen konnte, bekam eine gute Behandlung westlichen Standards, wer nicht, der erhielt bestenfalls eine Diagnose, konnte sich eine Therapie oder die erforderlichen Medikamente aber nicht leisten. Der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung verschlechterte sich daher dramatisch. Die Müttersterblichkeit war eine der höchsten Lateinamerikas: 230 von 100.000 Müttern starben bei der Geburt (im Vergleich: Argentinien 85, Mexiko 65, Deutschland 12 von 100.000). Auch der Gesundheitszustand der Kinder war beklagenswert: 15% aller Kinder litten an Unterernährung. 4 von 100 Kindern starben, bevor sie das 5. Lebensjahr erreichten (Weltbank 2001, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung 2004).

 

Die Situation nach 2007

Von der seit Anfang 2007 amtierenden FSLN-Regierung wurde die Gesundheitsversorgung wieder kostenfrei gestellt. Zahlreiche Gesundheitsposten und einige Hospitäler wurden gebaut bzw. saniert. Die Versorgung mit medizinisch notwendigen Materialien und Medikamenten wurde deutlich verbessert, ist aber, vor allem außerhalb der Hauptstadt Managua, weiterhin unzureichend. Ebenso nahmen die Zahlen der Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangeren und der medizinisch betreuten Geburten sowie der nachgeburtlichen Kontrollen dramatisch zu. Auch Beratungen zur Familienplanung werden erheblich mehr in Anspruch genommen. Sowohl die Kinder- wie auch die Müttersterblichkeit sind stark zurückgegangen.

 

Vereinsaktivitäten

Der Verein unterstützte von Beginn seiner Arbeit in San Rafael del Sur an das Gesundheitswesen in der Partnergemeinde. Dies beinhaltete die kontinuierliche Versorgung der Gesundheitszentren mit Basismedikamenten und die Unterstützung von Impf- und Aufklärungskampagnen.

 

Das Gesundheitszentrum in San Rafael del Sur wurde grundlegend saniert und mit Notstromversorgung auf Basis von Photovoltaik ausgestattet, in Masachapa wurde ein Gesundheitszentrum neu gebaut. Das Gesundheitszentrum im Stadtkern von San Rafael del Sur dient heute anderen Zwecken und wurde durch einen staatlichen Neubau außerhalb des Ortes ersetzt.

Kampagnenschild-Aids

Sehr aktiv unterstützt der Verein im Rahmen der Projekte weiterhin Aufklärungskampagnen zur Prävention vermeidbarer Krankheiten (Malaria, Denguefieber, Diarrhöe, HIV usw.), zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften vor allem bei Minderjährigen, zur Förderung des Stillens und zur Ächtung innerfamiliärer Gewalt. Im Rahmen des SANASUR-Projekts wurden an Familien mit Kleinkindern auch Moskitonetze ausgegeben, um sie vor Malaria und Dengue zu schützen; außerdem erhielten die Gesundheitszentren Geräte zur Desinfizierung von Häusern. Auch der Bau von Latrinen in Gemeinden und Gehöften des ländlichen Bereichs gehört ebenso wie die Verbesserung der Trinkwasserversorgung zu den Präventionsmaßnahmen.

 

2012 / 13 wird die Photovoltaikanlage für die Notstromversorgung im Gesundheitszentrum Masachapa erneuert, so dass bei Ausfall der Versorgung durch das öffentliche Netz weiter behandelt und Medikamente gekühlt werden können. Die Photovoltaik versorgt auch die hier installierte Sirene für Tsunami-Warnungen notfalls mit Strom.

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