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Wie ein Traum im Sommer 2004

Getroffen haben wir drei (Caro, Jan, Dagmar) uns auf dem IJGD-Vorbereitungstreffen in einem kleinen unbekannten Ort mitten in Deutschland. Bereits bei unserer Ankunft stand für Caro und mich fest, dass wir bei dem Projekt der Städtepartnerschaft in Nicaragua mitarbeiten wollten.

 

Im Mai lernten wir noch in Berlin die nicaraguanische Delegation pünktlich zum Karneval der Kulturen kennen, was unsere Vorfreude auf den vierwöchigen Aufenthalt in Nicaragua selbst nur steigerte. Ende Juli ging es dann endlich los, etwas aufgeregt zwar, jedoch voll froher Erwartungen und Tatendrang. Franz holte uns an einem schwülheißen Morgen in Managua ab und brachte uns in das lang ersehnte San Rafael del Sur. Natürlich hatte sich durch die ganzen Erzählungen Ehemaliger in unserer Phantasie bereits eine gewisse Vorstellung gebildet, direkt vor Ort sein zu dürfen war jedoch noch einmal etwas ganz besonderes. Franz erzählte uns während der gesamten Fahrt lustige Geschichten früherer Brigaden und Berichte über aktuelle Entwicklungen. Als wir endlich im Büro ankamen, wurden wir von den CEDRU-MitarbeiterInnen ganz herzlich empfangen. Frei nach nicaraguanischer Lebensart sollten wir uns erst einmal überlegen, wo wir wohnen und was wir arbeiten wollten. Nachdem wir den nächsten Tag noch als Eingewöhnungszeit zugesprochen bekamen, der auch dringend nötig war bei der unbändigen Hitze, arbeiteten wir die darauf folgende Woche fast ausnahmslos mit den Pipitos in San Rafael zusammen. Direkt am ersten Tag freundeten wir uns mit einer Gruppe Jugendlicher an, die einer freiwilligen Umweltorganisation angehören. Mit ihnen unternahmen wir die nächsten vier Wochen sehr viel und arbeiteten gemeinsam bei den Pipitos. Die Gruppe arbeitet bereits seit längerer Zeit mit den Pipitos und versucht in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein für die Akzeptanz behinderter Menschen zu entwickeln. Da die Pipitos erst vor kurzem von der kanadischen Botschaft ein Haus finanziert bekamen, liegen der Aufbau und die Arbeit der Organisation noch in den Anfängen. Wir kochten zusammen, spielten, unterhielten uns mit den Eltern über bestehende Probleme und knüpften viele Freundschaften. Bei der Familie eines Freundes durften wir die letzten zwei Wochen wohnen und den Alltag der Nicaraguaner miterleben.

 

Während der verbleibenden Zeit halfen wir noch weitere Male bei den Pipitos, nahmen jedoch auch an anderen von Cedru initiierten Projekten teil. Beispielsweise besuchten wir mit CEDRU-MitarbeiterInnen die Demonstrationsfinca unweit von San Rafael und pflanzten dort Erosionsschutzgräser. An einem anderen Wochenende verteilten wir Saatgut, welches als revolvierender Fond an Kleinbauern der Region vergeben wurde. Wir bearbeiteten die mit ihnen abgeschlossenen Verträge, was einerseits sehr aufschlussreich war, andererseits aber auch ein wenig traurig, denn wir wurden mit der Tatsache konfrontiert, dass in Nicaragua immer noch sehr viele Analphabeten leben. An einem anderen Tag besuchten wir das Gesundheitszentrum in San Rafael und unterhielten uns mit den Ärzten über bestehende Defizite und fehlende Gegenstände im Zentrum, die man bei den nächsten Hilfstransporten berücksichtigen könnte.


Sehr viel kümmerte sich Noel Cerda, der Bürgermeister, um uns, er versuchte uns möglichst viele Facetten seines Aufgabengebietes zu zeigen. Einmal nahm er uns auf eine Versammlung in ein Dorf mit, welches zu den ärmsten der Region gehört. Das Treffen hatte die Wasser- und Energieversorgung zum Thema, da die Menschen dort nicht genügend Geld haben, sich diese zu leisten. So durften wir die aktuellen Problemfelder der Region in und um San Rafael hautnah miterleben. Dadurch dass wir so oft die Gelegenheit hatten mit Einheimischen zu sprechen, mit ihnen zu diskutieren und die akuten Problemlagen und offenen Bedürfnisse zu diskutieren, lernten wir sehr viel, Dinge, die im Nachhinein nicht an Wirkung verloren haben.


Fehlen durfte zu guter Letzt natürlich nicht die Organisation, Vorbereitung und der Verkauf der salchichas alemanas (deutschen Würstchen) auf der einmal jährlich stattfindenden Feria, dem Bauernmarkt. Hier wird den Bauern der Region die Möglichkeit geboten, eigene Produkte zu verkaufen, sich über Umweltprojekte und Entwicklungshilfemaßnahmen zu informieren und mit anderen aus der Region zu kommunizieren.

 

Während unserer Zeit in Nicaragua lernten wir erstaunliche Dinge, sowohl über das wunderbare facettenreiche Land selbst, als auch über unser Heimatland Deutschland, gewisse Ein- und Zweisamkeiten beider Länder und ganz viel über uns selbst. Der nahe Kontakt zur Bevölkerung und die Möglichkeit zur Kommunikation verhalfen uns, neue Einsichten und Erkenntnisse zu gewinnen. Wir verliebten uns in das Land, die Menschen, ihre Offenheit, Gastfreundschaft, Gutmütigkeit und vor allem ihre Menschlichkeit. Die Arbeit bei CEDRU miterleben zu können lehrte uns viele Sachen, auch dass es nicht immer ganz einfach ist, Entwicklungshilfe zu betreiben.

 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir Anfang September Nicaragua, nach einer wundervollen Zeit, die wir nie vergessen werden. Nun, wo wir wieder zurück in Deutschland sind, wird uns vieles bewusst, was zuerst auf Grund der enormen Eindrücke vor Ort nicht direkt bewältigt werden konnte. Manchmal jedoch, wenn ich über unseren Aufenthalt nachdenke, kommt es mir immer noch so vor, als wenn alles nur ein schöner Traum war.

 

Dagmar

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